Clusterkopfschmerzen – Grad der Behinderung

Durch | 31. Oktober 2022

Clusterkopfschmerzen Trigeminusneuralgie eine der stärksten Schmerzerkrankung beim Menschen

Clusterkopfschmerzen sind extreme, stets einseitig auftretende schwere Kopfschmerzattacken. Neben der Trigeminusneuralgie sind sie die schwerwiegendste Schmerzerkrankung, die beim Menschen auftreten kann. Clusterkopfschmerzen können aufgrund der extremen Schmerzintensität die Lebensqualität der Betroffen stark einschränken.

  • Hier erfahren Sie, welchen Grad der Behinderung Sie sich anerkennen lassen können, wenn Sie unter Clusterkopfschmerzen leiden.

Definition und Stärke der Schmerzen

Der Clusterkopfschmerz zählt zu den primären Kopfschmerzerkrankungen. Er äußert sich durch äußerst starke Schmerzen im Bereich von Auge und Schläfe und tritt dabei streng einseitig auf. Eine häufige Eigenschaft dieser Art von Kopfschmerzen ist die periodische Häufung: Während es über Wochen oder gar Monate zu regelmäßigen Attacken, teilweise mehrfach täglich, kommen kann, schließen sich oft monate- oder jahrelange beschwerdefreie Intervalle an. Diese Eigenschaft ist Grund für die Bezeichnung als Clusterkopfschmerz.

Die Stärke der Schmerzen auf der von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (stärkste vorstellbare Schmerzen) wird von den Betroffenen regelmäßig mit 10 bewertet. Dies führt dazu, dass diese Kopfschmerzen auch als „Suicide Headache“ (Selbstmord-Kopfschmerzen) bezeichnet werden. Die Schmerzen werden als unerträglich, bohrend und „zerreißend“ beschrieben, weibliche Betroffene beschreiben sie häufig als schlimmer als Geburtsschmerzen.

Wie stark sind Einschränkungen der Betroffenen bei Schmerzattacken?

Die Dauer der Kopfschmerzattacken liegt meistens zwischen einer Viertelstunde und drei Stunden, wobei diese oft aus dem Schlaf heraus beginnen (etwa ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen).

Die Erkrankung zeigt dabei eine deutlich ausgeprägte Tagesrhythmik. Während eines Clusters treten die Schmerzen je nach Betroffenem mit unterschiedlicher Häufigkeit auf: Meistens treten sie zumindest jeden zweiten Tag auf, es gibt jedoch auch dokumentierte Fälle mit bis zu acht Schmerzattacken täglich. Viele Betroffene berichten über einen latenten Hintergrundschmerz zwischen der eigentlichen Symptomatik.

Das Beschwerdebild legt nahe, dass Betroffene durch die Erkrankung schwerwiegend belastet sind. Die Belastungen ergeben sich einerseits aus den massiven Schmerzen, andererseits aus den folgenden psychosozialen Einschränkungen.
Eine Studie der Universitätsklinik Freiburg untersuchte die psychosozialen Konsequenzen von Clusterkopfschmerzen und fand erwartungsgemäß, dass die Betroffenen unter gravierenden Folgen der Erkrankung leiden.

Betroffene berichteten teils auch, dass das soziale Umfeld die Belastungen häufig kaum wahrnehmen oder richtig einschätzen könne. Es ist belegt, dass Clusterkopfschmerzen aufgrund der Belastungen mit einem erhöhten Risiko für sich anschließende psychische Erkrankungen einhergehen. Dazu zählt vor allem die Entwicklung von Depressionen, teils mit Suizidalität, und Angststörungen.

Behandlungsmethoden Clusterkopfschmerzen

Konservativ

Rezeptfreie Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen sind in aller nicht in der Lage, die auftretenden Schmerzen zu lindern. Wirksamkeit entfaltet häufig das Einatmen von reinem Sauerstoff. Für diese Sauerstofftherapie muss sich im Haushalt der Betroffenen eine Sauerstoffflasche mit angeschlossener Atemmaske befinden.

Je nach Einzelfall kann ein vorheriger Klinikaufenthalt notwendig sein, um herauszufinden, welche Sauerstoff-Dosierung wirksam ist.

Neben der Sauerstofftherapie zeigen Migränemittel, sogenannte Triptane, eine Wirksamkeit gegen die quälenden Kopfschmerzattacken. Mittel der Wahl sind Zolmitriptan und Sumatriptan. Die Anwendung des jeweiligen Medikaments ist mit den behandelnden Ärzten abzusprechen.

Infrage kommen sogenannte „Pens“ aber auch Nasensprays. Alle Medikamente sollten am besten dann eingenommen werden, wenn die Schmerzattacke gerade beginnt. Studien zeigen, dass die Einnahme von Triptanen in Tablettenform nicht geeignet ist, die Symptome der Clusterkopfschmerzen zu linden.

Alternative Behandlungsmethoden

Untersuchungen zeigen, dass Methoden wie Techniken zur Stressbewältigung, Entspannungsübungen, Massagen und Akupunktur bei Clusterkopfschmerzen wirkungslos sind. Die Wirkung von Cannabis zur Behandlung ist umstritten: Eine Studie der International Headache Society von 2012 an 139 Patienten, von denen 27 eine Selbstbehandlung mit Cannabis versucht hatten, fand heraus, dass lediglich 25,9 % „etwas“ Wirksamkeit verspürten, während sich 51,8 % unsicher über die Wirksamkeit waren. Bei 22,3 % der Patienten stellte sich nach dem Konsum von Cannabis eine Verschlimmerung der Symptomatik ein.

GdB bei Clusterkopfschmerzen

Die Grundlagen zur Anerkennung einer Behinderung ergeben sich aus SGB IX § 2 Absatz 1 und sind damit nicht an eine bestimmte Erkrankung gebunden, sondern an den Grad der Beeinträchtigung, der durch die Erkrankung hervorgerufen wird.

Ermittlung Grad der Behinderung bei Clusterkopfschmerzen

Der Grad der Behinderung ist zum einen davon abhängig, ob ein episodischer oder chronischer Clusterkopfschmerz vorliegt, zum anderen von der Intensität der Schmerzen.

  • leichten episodischen Clusterkopfschmerz – Grad der Behinderung von maximal 30 % möglich.
  • mittlere und schwere episodische Clusterkopfschmerzen – Grad der Behinderung zumeist zwischen 30 % und 60 %.
  • Bei chronischen Ausprägungen liegt der GdB bereits bei leichter Schmerzintensität bei mindestens 20 % und kann bei schweren Formen 100 % betragen.
  • Zumeist wird ein GdB von 50 % bis 80 % anerkannt, da das Beschwerdebild regelhaft über lediglich leichte, episodisch auftretende Schmerzen deutlich hinausgeht.
  • Das Procedere bezüglich der Ermittlung und Entscheidung über den GdB erfolgt in der Form, wie sie bei anderen Erkrankungen üblich ist.

Hilfsangebote für an Clusterkopfschmerzen leidende Menschen

Inzwischen haben sich viele Selbsthilfegruppen für an Clusterkopfschmerzen leidende Menschen gegründet, die auch dank des Internets gut vernetzt sind. Eine Anlaufstelle bietet der Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V.. Abseits des Austausches unter Betroffenen bieten immer mehr Schmerzkliniken Hilfe gegen die quälenden Schmerzattacken. Zur Behandlung beziehungsweise Linderung der Symptome bietet sich in erster Linie die Konsultation eines Mediziners mit gegebenenfalls anschließender Überweisung in ein Krankenhaus an, da nur so wirksame Medikamente oder eine Sauerstofftherapie verschrieben werden können.

Unterschied Clusterkopfschmerz/Migräne

Migräne tritt regelmäßig das gesamte Jahr über auf, es ist keine periodische Häufung zu beobachten. Auch die Schmerzintensität bei der Migräne ist regelmäßig geringer als bei Clusterkopfschmerzen. Die Differenzialdiagnostik kann sich aufgrund der Ähnlichkeit mancher Symptome oftmals schwierig gestalten. Einen wichtigen Hinweis für die Sicherung der Diagnose „Clusterkopfschmerz“ kann das periodische Auftreten der Schmerzattacken mit dazwischenliegenden, wochen- oder monatelang dauernden, beschwerdefreien Intervallen sein.

  • Bildquelle: Bild stammt von Adobe Stock / von: pathdoc Bildname: Group of stressed people having headache

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